Die Meissner Kantorei hat zusammen mit dem Chor der Hochschule für Kirchenmusik Dresden am Palmsonntag die Siebenbürgische Passion nach dem Evangelisten Matthäus von Hans-Peter Türk in der Stadtpfarrkirche aufgeführt.
Das Programmheft bot eine umfassende Werkeinführung, aus der folgende Beschreibung stammt: „Die Adjuvanten singen das Leiden“ – Musiker der Dorfgemeinden führten lokal tradierte Passionsmusiken auf, die teilweise aus dem 17. Jahrhunderts stammten und von denen einige auf die im Anhang der Gesangbücher vorgeschlagenen Andachtstexte zurückgingen. Ein solcher Text liegt auch Hans Peter Türks Komposition zugrunde. In den
Gesangbüchern war er bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts enthalten. Am Anfang des Jahrhunderts hatte Rudolf Lassel (1861-1918) die zum Gründonnerstag gehörenden Teile der Leidensgeschichte Christi für Soli, Chor und Orgel im Stile der Spätromantik komponiert. Rund hundert Jahre danach vertonte Hans Peter Türk die dramatischen Geschehnisse des Karfreitags für dieselbe Besetzung. Die Frage, ob es nach Johann Sebastian Bach überhaupt noch möglich sei,
eine Matthäus-Passion zu schreiben, beantwortet der Komponist bescheiden mit dem Satz: „Auch der Dorfpfarrer predigt das Evangelium“. Hans Peter Türks Werk ist allerdings alles andere als dörflich und schlicht. Seine Ausdruckspalette reicht von Anklängen an die frühe mittelalterliche Mehrstimmigkeit über die Formen- und Figurensprache des Barock, die er gleichzeitig nützt und erweitert, bis zu starken Dissonanzen, aleatorischen Techniken und die Grenze zwischen Sprache und Musik aufhebenden Mitteln, hinter denen sich gelegentlich Strukturen der örtlichen Traditionen ahnen lassen. Anklänge an tausend Jahre Musikgeschichte ordnen sich eindrucksvoll und bruchlos der Textvorlage unter, die sich aus Teilen des Matthäus-Evangeliums, Chorälen und Psalmtexten zusammensetzt.