Die evangelische Kirchgemeinde in Hermannstadt betreut ehrenamtlich eine Gruppe von 20 bis 30 Sehbehinderten. Die Ehrenamtlichen betreuen die Betroffenen mit persönlicher Beratung, Besuchen oder Telefongesprächen. Sie bieten ein offenes Ohr und Unterstützung in verschiedenen Lebenslagen. Zu dem erhalten die Betroffenen materielle Hilfsgüter wie Linsen, Brillen, Hörbücher oder sonstiges Audio-material.
Zu den Feiertagen werden für die Blindengruppe Veranstalltungen organisiert. Bei Kaffee und Kuchen, Musik oder Vorlesungen werden zusammen Feste gefeiert. Durch die Teilhabe an sozialen Aktivitäten erlangen die Betroffenen neuen Mut und Stärke für ihren Alltag.
Geleitet wird die Blindengruppe von Frau Heide Klein.
Traditionelles Kaffeetrinken mit sehbehinderten Menschen im Presbyterialsaal
mit musikalischer Begleitung der „Sälverfäddem“
Zweimal im Jahr, an Ostern und zu Weihnachten, organisiert Pfarrersfrau Heide Klein ein Treffen mit sehbehinderten Menschen im Presbyterialsaal der Stadtpfarrkirche. Ausgewählte Sängerinnen des Sälverfäddem-Chores dürfen reihum an dieser besinnlichen Veranstaltung aktiv teilnehmen. Denn gemeinsames Singen verbindet und macht froh.
Pfarrer Klaus Martin Untch begrüßt die Runde in dem mit Frühlingsblumen festlich geschmückten Raum mit einer österlichen Ansprache. Anschließend stimmt Frau Klein mit dem Oster-Lied aus dem Gesangbuch: „Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit“ auf die nachösterliche Botschaft ein. Es folgt gemütliches Kaffeetrinken mit Nussstriezel und Lebkuchen, bei dem man sich über die Herkunft österlicher Bräuche unterhält. Warum spricht man zum Beispiel in der orthodoxen Kirche von oua rosii, von roten Eiern? Jemand ergänzt, dass man im sächsischen Kulturkreis das Eierfärben als Eiergilben bezeichnet.
Dann übernimmt Rosemarie Henrich das Regiment und begleitet auf ihrer Gitarre die Frühlingslieder, die zum Teil im Kanon gesungen werden. Alle singen mit Inbrunst unter der Führung der fünf Sängerinnen der Sälwerfäddem.
Dieser Chor, der 2002 von Rosemarie Henrich gegründet wurden, hat sich der Pflege des siebenbürgisch-sächsischen Liedgutes verschrieben. Weitere Infos finden sich auf der Seite des Deutschen Forums Hermannstadt: http://www.forumhermannstadt.ro/bibliothek/volksliederchor-saelwerfaeddem/
Frau Klein liest eine Ostergeschichte vor, die besinnlich und heiter zugleich stimmt, und die von Kathi Barbosa ins Rumänische übertragen wird. So kann zweimal gelächelt werden über die Osterüberraschung für Anneliese.
Für Erheiterung sorgt auch die Geschichte, die Pfarrer Untch aus seinem Leben als siebenbürgischer Dorfpfarrer zum Besten gibt. Sie zeigt, wie auch Kinder das Geheimnisvolle des Osterfestes erspüren, ohne die Botschaft noch begreifen zu können. Der kleine Sohn durfte zum ersten Mal zur Auferstehungsandacht mitgehen und war ganz aufgeregt. Als es im Gebüsch vor der Kirche raschelte stieg seine Aufregung. Aufgeschreckt, lief ein großer Feldhase mit großen Sprüngen davon. Der Junge war nachhaltig beeindruckt, erzählte allen, dass er den Osterhasen bei der Arbeit gesehen hatte. Wenn auch die Existenz des Christkindels als geschenkebringende Instanz von älteren Kindern schon mal in Frage gestellt wurde, den Osterhasen, den hatte er jedoch gesehen.
Ein herzliches Dankeschön gilt neben Pfarrersfrau Heide Klein und Pfarrer Klaus Martin Untch, den fleißigen Händen, die die Kaffeetafel liebevoll mit Blumen und Kerzen und je einem roten Ei gedeckt haben, und den fünf anwesenden Sängerinnen der Sälwerfädden.
Brunhilde Böhls (Text und Bild)